„Böhmen am Meer“ ist ein fiktiver Handlungsort aus Shakespeares Komödie „Ein Wintermärchen“. Es ist ein Märchenland, das es gar nicht gibt, eine Projektionsfläche eines utopischen Idealzustandes, der von Künstlern in ihrem Schaffen angestrebt wird und in dem Grenzen keine Rollen spielen oder überwunden werden.
Für Joseph Haydn bedeutete Musik die Möglichkeit, die Grenzen der Sprache zu überwinden. Sein populäres Trio in C-Dur Hob XV/ 27 mit dem humorvollen virtuosen Finalsatz ist in London entstanden und der berühmten Londoner Pianistin Therese Bartolozzi geb. Jansen gewidmet. Auf die Frage von Mozart, wie er sich denn in London verständigen wolle, antwortete er: „Meine Sprache versteht die ganze Welt“.
Josef Suk und Bedrich Smetana träumten davon, ihrem Böhmen als einem slawischen Böhmen ein Denkmal zu setzen. Bedrich Smetana, der eigentlich Friedrich hieß und erst als Erwachsener die tschechische Sprache lernte, tat dies in „Mein Vaterland“ mit der berühmten „Moldau“. Auch die Elegie op. 23 von Josef Suk steht laut Widmung unter dem Eindruck des Gedichtes von Julius Zeyer: „Vysehrad“, das nach der Prager Hochburg benannt ist. Josef Suk schrieb es für den Dichter Julius Zeyer, der ein enger Freund und plötzlich verstorben war, und ließ es unter einem „Tableau Vivant“ mit Sagengestalten aus diesem Verszyklus aufführen.
Bedrich Smetana komponierte sein einziges Klaviertrio nach dem frühen Tod seiner kleinen Tochter. Wie auch für Tschaikowsky und Schostakowitsch, deren Klaviertrios nach dem Verlust wichtiger Menschen entstanden sind, erschien ihm das Klaviertrio mit den Möglichkeiten von solistischer Intimität und sinfonischer Wucht ein geeignetes Mittel, um nicht nur seinen Schmerz, sondern auch Liebe, Trost und Versöhnung auszudrücken, ein Versuch, mit der Musik die Verzweiflung über die Unüberbrückbarkeit des Todes zu überwinden und das Leben zu feiern.
Jugendliche Frische, Leidenschaft auf der Bühne und spielerische Qualität, die auf profunder Kenntnis von Klanggestaltung und kammermusikalischen Strukturen basiert. So lässt sich die musikalische Dreieinigkeit beschreiben, die seit 2008 als Trio Alba zu hören ist.
Gegründet wurde es 2008 an der Musikuniversität Graz, wo die deutsche Geigerin Livia Sellin, die chinesisch-österreichische Pianistin Chengcheng Zhao und der italienisch-österreichische Cellist Philipp Comploi Kammermusik studierten. Das Trio gewann sofort einige Wettbewerbe (wie bei der Martha-Debelli-Stiftung) und war in Österreich mittlerweile mehrfach in Reihen der renommiertesten Konzerthäuser zu hören (Konzerthaus Wien, Mozarteum Salzburg, Musikverein Graz u.a.). Das Trio Alba wurde bereits in viele europäische Länder eingeladen, nach China, Nord - und Südamerika und tritt auch im Ausland in bedeutenden Konzerthäusern und Festivals auf (Schleswig-Holstein-Festival, Deutschland, Laeiszhalle, Hamburg, Chamberfest Ottawa, Kanada, National Centre of Performing Arts, Peking).
Beide beim exklusiven deutschen Plattenlabel MDG erschienenen CDs mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Joseph Marx wurden in Österreich mit dem Ö1- Pasticcio-Preis des österreichischen Rundfunks ORF ausgezeichnet.
Das Trio legt bei seiner Repertoireauswahl Wert auf eine gute Balance aus bekannten Meisterwerken und unbekannten Schätzen der Literatur. So haben sie Aufsehen mit der Einspielung der vergessenen Trio-Phantasie von Joseph Marx, einem der bekanntesten österreichischen Komponisten und Musikschriftsteller des 20. Jahrhunderts, erregt. Mehrere Komponisten wie Kelly-Marie Murphy haben für sie Stücke komponiert, im Jahr 2016 haben sie eine weltweite Tournee mit Ur - und Erstaufführungen der „Fugitive Pieces“ von Helmut Jasbar unternommen.
Trio Alba - eine Anspielung auf alba (ital. Sonnenaufgang, Morgenröte) und das schwedische Lied Se solen sjunker, das Franz Schubert zum zweiten Satz seines Klaviertrios in Es-Dur anregte.
„Böhmen am Meer“
Programma
Joseph Haydn
(1732-1809)
Klaviertrio in C-Dur hob. XV/27
Josef Suk
(1874-1935)
Elegie in Des-Dur op. 23: Unter dem Eindruck von Zeyers „Vyšehrad“
Bedřich Smetana
(1821-1884)
Klaviertrio in g-Moll Op. 15 (30')