Philipp Lamprecht - vielseitiger Musiker, mit einer Schwäche für das Neue und das Alte. Als Mitglied mehrerer Ensembles für zeitgenössische Musik arbeitet er hauptsächlich im Bereich der Kammermusik, widmet sich aber auch dem Solofeld sowie der Realisierung eigener Bildungsprojekte. Sein vielfältiges Musizieren entfaltet sich mit Instrumenten wie dem Vibraphon, der Marimba, selbstgebauten Instrumenten, mittelalterlichen Kastagnetten, Pauken, Trommeln, einer Drehleier und vielen anderen. Seit 2015/16 unterrichtet er Schlaginstrumente am Orff-Institut der Universität Mozarteum. Der 1984 in Meran geborene Philipp Lamprecht begann sein Studium unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Sadlo an der Universität Mozarteum in Salzburg. Unter anderem spielt er in verschiedenen Orchester- und Kammermusikensembles in Europa und Asien.
Programm “à l'intérieur... inside the percussion“:
Im Soloprogramm à l'intérieur dreht sich alles um das Innenleben von Klängen oder Klangverbindungen. Im Stück appendice alla perfezione von Salvatore Sciarrino werden linear aufeinanderfolgenden Glockentönen mittels verschiedener Anschlagsmaterialien nach und nach andere Klänge entlockt. Alles fließt und ist verbunden.
Loops II des Franzosen Philipp Hurel stellt Vibraphon-Akkorde und rhythmische Strukturen in immer neuen, jedoch miteinander verwandten Varianten vor. Verinnerlichen und Fortspinnen eines Gedankens auf virtuose Weise ist Thema dieses Stücks.
Das monumentale Interieur Helmut Lachenmanns setzt den Schlagzeuger in die Mitte eines Orchesters bestehend aus Schlaginstrumenten, welches er virtuos bedienen muss. Hier wird verbunden, was teilweise gegensätzlicher nicht sein könnte. Fast sanglich behandelt Lachenmann die Perkussion und lässt Musiker und Hörer über die nicht enden wollende Vielfalt der Klänge staunen.
Nun endlich eine Melodie. Oder doch nicht? Das Interlude von Manuel Durão (Portugal) schwelgt in süßlich melancholischer Weise vor sich hin, summend, jedoch ohne konkretes Andocken an Harmonie oder Formstruktur. Durch den warmen Klang des Vibraphons entsteht scheinbar eine Verbindung zu melancholischen Jazz-Stücken. Reinhard Febels Samba-Tanz Dance hält dafür was es verspricht. Mit selbstgebauten Schlägeln führt es spielerisch in seine Welt ein. Man glaubt Bekanntes zu hören und wird doch hinters Licht geführt, weil das Stück die Stilistik aushöhlt ohne sie zu verfremden.
Le corps à corps des griechischen Komponisten Georges Aperghis benutzt ein Schlaginstrument des Orients. Die Tombak oder auch Zarb genannt, ist ein typisches Begleitinstrument für persischen klassischen Gesang. Bei Aperghis wird mit dem Instrumentalisten, also seiner Stimme und diesem klangfarbenreichen Begleitinstrument musikalisches Theater realisiert. Das dreiteilige Stück folgt der imaginierten Situation eines Motorradrennens, welches der Performer erlebt. Es spielt sich in seinem Innern ab und versucht es zu veräußern. Witzig, skurril und schnell.
Das Konzert wird „mit allen Vieren“ beendet. Polyphonie bleibt seit ihrer Erfindung faszinierend. Nicht nur Organisten, sondern auch Schlagzeuger kennen die technischen Problematiken, wenn mit beiden Händen und beiden Füßen gearbeitet wird. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine Bach-Fuge, sondern um komplex gebaute Grooves des Iren Donnacha Dennehy. Paddy ist ausgelassen, wild und auch cool.
Salvatore Sciarrino
(1985)
Appendice alla perfezione per 14 campane
Philippe Hurel
(2001/02)
Loops II für Vibraphon solo
Helmut Lachenmann
(1966)
Intérieur
Manuel Durão
(2016)
Interlude por solo de vibrafon
Reinhard Febel
(1993)
Dance für Marimbaphon
Georges Aperghis
(1978)
Le corps à corps für einen Schlagzeuger und seine Zarb
Donnacha Dennehy
(2003)
Paddy für Setup solo